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Ice Swimming German Open 2016 in Burghausen

Bericht von Nadja Karlson über das Eisschwimmen

 

Im letzten Jahr habe ich das Eisschwimmen im schönen Wöhrsee in Burghausen noch voller Bewunderung aus der Ferne verfolgt. In diesem Jahr wollte ich mitmachen und habe ich mich auch gezielt darauf vorbereitet. Damit man auch auf eine anständige Kilometerzahl kommt, habe ich mich einfach mal für alle Schwimmstrecken angemeldet. Und so lief es bei mir:

Freitag, 08.01.2016
Die Anmeldung und die ärztliche Untersuchung waren ohne Probleme abgeschlossen. Es war schön, bekannte Gesichter zu treffen und so ging der Nachmittag bis zur Wettkampfbesprechung und dem Einmarsch der Nationen schnell herum.
Mein erster Wettkampf waren 200m Freistil am Abend. Da war ich schon sehr nervös. Es gab ein beheiztes Zelt zum Umziehen und ein (ebenfalls beheiztes) Vorstartzelt kurz vor der Startbrücke. Nach dem Umziehen konnte man also ca. 10 Minuten vor dem eigenen Start in das Vorstartzelt gehen und sich dort vorbereiten. Dies sollte für den restlichen Ablauf der Veranstaltung zur Routine werden. Das fand ich sehr gut, weil ich dann warm an den Start gehen konnte.
Auch die weitere Vorbereitung vor dem Schwimmen wurde zur Routine. Ich hatte doch beim ersten Schwimmen fast vergessen, die Schwimmbrille aufzusetzen. Auf dem Livestream-Video ist zu sehen, wie ich sie noch hektisch herunter ziehe . Allerdings war ich damit nicht allein, denn ich habe es von einigen Schwimmern gehört, die das eine oder andere vergessen hatten, wie z.B. die Ohrenstöpsel, die Wollmütze abzusetzen, den Wärmemantel im Hotel liegengelassen usw. Ich nenne hier mal keine Namen .
Die Wassertemperatur war am Freitag ca. 3 Grad. Davor hatte ich schon sehr viel Respekt. Bei diesem ersten Schwimmen war ich sehr aufgeregt und bin zu schnell losgeschwommen, so dass ich Probleme mit der Atmung hatte. Aber das hat sich schnell gelegt und dann war ich auch schon wieder im Ziel. Meine Schwimmzeit war zwar unterirdisch, aber ich war trotzdem froh, dass der Einstieg in den Wettkampf gelungen ist. Ich konnte danach entspannt den anderen Schwimmern bei der Bestzeitjagd zuschauen.

Samstag, 09.01.2016
Am Vormittag stand die 500m-Strecke auf dem Programm. Diesmal war ich nicht mehr so nervös und hatte sogar Spaß beim Schwimmen. Außerdem war das Wasser wärmer geworden (3,9 Grad) und ich fand es angenehmer als am Vorabend. Insgesamt bin ich wohl zu langsam geschwommen, denn ich hatte noch Kraft für einen Endspurt .
Am Nachmittag folgte noch mein Schwimmen über 50m Freistil. Das war kurz und lustig. Meine Mitschwimmerinnen und ich hatten viel Spaß dabei! Die 50m-Strecken spüre ich kältemäßig kaum, es fühlt sich eher wie eine kurze Erfrischung an.
Später wurde es noch mal spannend bei den Finals, bei denen die acht schnellsten Schwimmerinnen und Schwimmer um den Gesamtsieg kämpfen durften. Hier wurden tolle Leistungen erzielt! Danach haben wir alle noch zusammen bei der „Eisparty“ gefeiert, allerdings mit striktem Alkoholverbot für alle 1000m-Schwimmer .

Sonntag, 10.01.2016
Der Sonntag begann mit dem 50m Brust-Wettkampf und ich fand es psychologisch gut, dass ich noch mal im kalten Wasser war.
Das Highlight der gesamten Veranstaltung war natürlich das 1000m-Schwimmen, dem alle entgegengefiebert haben. Für dieses Schwimmen war ein persönlicher Betreuer vorgesehen und ich bin froh, dass sich hier meine Mitschwimmerin Birgit Becher angeboten hat. Bei der Vorbereitung im Vorstartzelt habe ich noch zum Spaß gesagt, dass ich gerne das „Eisbären“-Lied bei meinem Schwimmen hätte. Und die liebe Birgit hat das tatsächlich für mich organisiert .
Ich war natürlich schon nervös, weil jetzt auch viele Zuschauer vor Ort waren. Es war eine unglaubliche Stimmung! Mir hat allerdings mental geholfen, dass dies für mich das letzte Schwimmen an diesem Wochenende war und danach die Anspannung vorbei sein wird. Natürlich war da auch der Respekt vor dieser doch sehr anspruchsvollen Strecke im kalten Wasser.

Jetzt also noch einmal Konzentration auf das Startprozedere: „Take off your clothes“, „Go into the water“, „On your marks“ und Startsignal. Am Anfang war ich noch aufgeregt und Birgit hat mir auf den ersten 100m mitgeteilt, dass ich etwas ruhiger schwimmen soll. Ich war wohl etwas hektisch unterwegs. Danach habe ich mich mehr gestreckt und es ging dann auch tatsächlich besser.
Während des Schwimmens hörte man die Anfeuerung der Zuschauer, auch wenn man keine einzelnen Worte versteht. Das ist unglaublich motivierend! So schwamm ich also meine Bahnen und freute mich riesig als die Bahnenanzeige nur noch einstellig war. Auf den letzten 200m schwamm auch noch ein großer Fisch auf meiner Bahn, was ich sehr schön fand. Dann war nur noch eine Bahn zu schwimmen und ich habe wie bei der 500m-Strecke noch einen Endspurt geschafft. Dann endlich war ich im Ziel und es begann der beschwerliche Teil: Halbwegs elegant aus dem Wasser zu steigen und auf tauben Füßen ins Zelt zu wanken .
Meine erwartete Schwimmzeit von 23 Minuten habe ich erreicht und bin damit weitestgehend zufrieden. Wichtig war es mir, dass ich die Strecke gut und ohne gesundheitliche Probleme schaffe.

Mir ging es nach dem Schwimmen sehr gut. Natürlich dauert das Umziehen trotz Hilfe immer etwas länger, weil die Koordination nicht mehr so gut funktioniert. Aber im warmen Zelt hat sich auch das Zittern in Grenzen gehalten und ich fühlte mich recht schnell wieder erholt.

Ganz lieben Dank an Birgit Becher für die liebevolle und souveräne Betreuung vor und nach meinem Schwimmen. Du bist die weltbeste Betreuerin und ich hoffe, dass ich mich bald mal revanchieren kann!

Die Veranstaltung war insgesamt sehr professionell organisiert. Insbesondere wurde sehr großen Wert auf die Sicherheit gelegt und jeder Schwimmer wurde sehr gut betreut.
Die einzige Irritation gab es bei der Registrierung der 1000m als IISA (International Ice Swim Association)-Event. Hier hätte ich mir eine frühere Information gewünscht, so dass man dies zu Hause in Ruhe hätte vorbereiten können. Aber auch das wurde vor Ort souverän vom Veranstalter gelöst.

Ganz toll war auch der Zusammenhalt unter den Schwimmern. So hat jeder jedem geholfen, sei es durch Bahnen zählen oder Betreuung nach dem Schwimmen oder einfach durch aufmunternde Worte. Es war eine sehr schöne, kameradschaftliche und motivierende Stimmung rund um das Schwimmen!

Mein besonderer Dank geht auch an die Burghausener Bürger. Da hat doch gefühlt die ganze Stadt geholfen, um dieses Event erfolgreich zu unterstützen.

Neben den tollen Rekorden, die bei den Damen und Herren erschwommen wurden, bewundere ich jede Leistung, die erreicht wurde. Jeder, der sich in das kalte Wasser traut und 1+x Bahnen schwimmt, ist ein Held!
Man darf nicht vergessen, dass Eisschwimmen eine Extremsportart ist und einen an die Grenzen bringen kann. Bei der Vorbereitung hatte ich einige Erfahrungen gemacht, die weniger schön waren, wie z.B. mit eingefrorenen Fingern im Schneesturm am See zu stehen und mich nicht selbst anziehen zu können. Daher sollte man sich langsam an die verschiedenen Schwimmstrecken herantasten und für die eigene Sicherheit sorgen (Aufsicht, Rettungsboje).

Mir hat das von Christof Wandratsch angebotene „Keep Frozen“ Aquacamp bei der Vorbereitung sehr geholfen. Neben dem Training im Wöhrsee-Wettkampfbecken gab es auch noch weitere schöne Schwimmen in umliegenden Bergseen sowie Baden im eisigen Wasserfall und einer Salzach-Überquerung.